Jugendliche & Cannabis


WARUM NEHMEN JUGENDLICHE CANNABIS?

 

Die meisten Menschen, die im Laufe ihres Lebens mit Cannabis zu tun hatten, machten diese Erfahrung zwischen 15 und 19 Jahren. Dies lässt vermuten, dass der Cannabiskonsum vor allem eine entwicklungstypische Erscheinung unter Jugendlichen ist, die mit zunehmendem Alter bei der überwiegenden Mehrheit der Konsumierenden wieder in den Hintergrund tritt oder ganz verschwindet. Die Gründe für den Konsum von Cannabis, aber auch von Drogen im Allgemeinen können sehr unterschiedlich sein.

 

  • Das Jugendalter ist eine Lebensphase des Experimentierens, der Neugierde und der Suche nach neuen Werten und Erfahrungen. Dieses Experimentierverhalten findet seinen Ausdruck auch im Konsum von Rauschmitteln. Für viele Jugendliche sind diese Erfahrungen eng mit dem Prozess des Erwachsenwerdens verbunden.

 

  • Jugendliche wollen Spaß haben und sich den Alltag verschönern, genauso wie es Erwachsene mit legalen Drogen tun. Der Konsum ist für Jugendliche also meistens ein subjektiv positiv empfundenes Erlebnis.

 

  • Jugendliche können durch den Konsum von Cannabis ihr Bedürfnis nach einem besonderen Lebensstil oder der Zugehörigkeit zu einer Subkulturellen Strömung deutlich machen. Manchmal beinhaltet dies eine Abgrenzung gegenüber herrschenden Normen der Erwachsenenwelt und ist damit Bestandteil des Ablösungsprozesses vom Elternhaus.

 

  • Der Konsum von Cannabis kann grundsätzlich Problem ausweichendes Verhalten darstellen. Alltagsprobleme wie Stress oder Frustration, aber auch psychische Schwierigkeiten wie ein geringes Selbstwertgefühl werden durch den verstärkten Konsum von Cannabis kurzfristig gemildert, langfristig aber verstärkt. (Psychische Abhängigkeitsentwicklung)

 


 

 

ZUM UMGANG MIT KONSUMIERENDEN JUGENDLICHEN

 

Wenn Eltern, Freunde oder Verwandte bei Jugendlichen Bemerken, dass sie Cannabis konsumieren, sind sie oft verunsichert und wissen nicht, wie sie reagieren sollen. Bei einigen ist das Bild von Cannabis durch Gleichsetzung mit Drogen wie Heroin in der Vergangenheit geprägt, andere haben durch die neue öffentliche Diskussion um Cannabis den Eindruck gewonnen, die Droge sei völlig ungefährlich. Dabei ist es weder sinnvoll, Cannabis generell zu verteufeln noch die Risiken zu verharmlosen.

 

Zum Umgang mit Cannabis konsumierenden Jugendlichen gibt es keine allgemein gültigen Rezepte, deshalb wirken allgemeine Ratschläge mitunter plakativ und sind für die Betroffenen nicht immer hilfreich, denn der Konsum kann nur unter Einbeziehung der jeweils individuellen Lebenssituation betrachtet werden. Es gibt jedoch Erfahrungen zu diesem Thema, die im Folgenden als Anregung und grobe Orientierungshilfe zu verstehen sind.

 

Erste Reaktion, sich informieren und austauschen!

In der Regel löst die Vermutung oder das Wissen, dass das eigene Kind bzw. ein Jugendlicher Drogen nimmt, Unsicherheit, Ängste, mitunter auch Schuldgefühle aus. Diese ersten Reaktionen sind weit verbreitet und somit ganz normal und verständlich. Eine Möglichkeit damit umzugehen ist, sich zunächst mit Partnern, Freunden, Bekannten oder Kollegen (je nach Vertrauen) auszutauschen. Duch verschiedene Sichtweisen kann man sich ein besseres Bild über die Situation verschaffen.

 

Ins Gespräch kommen!

Um zu einer realistischen Einschätzung des Konsumverhaltens und der möglichen Risiken zu kommen, ist es wichtig, die Motive und Funktionen des Cannabiskonsums in Erfahrung zu bringen. Ein Gespräch, das den Anschein eines „ausquetschenden“ Verhörs hat, schreckt ab. Versuchen Sie deshalb im Gespräch mit dem Konsumenten auch mal über die positiven Seiten und Umstände des Cannabiskonsums zu sprechen, um zu verstehen, was er daran faszinierend findet und zu ergründen, welche Funktion er für die Lebensgestaltung hat.

 

Vertrauen schaffen und Gefühle zeigen

Es ist manchmal schwierig, zu Jugendlichen in bestimmten Entwicklungsphasen ein Vertrauensverhältnis herzustellen, dies gilt prinzipiell auch umgekehrt. Mit Androgung oder Durchsetzung von Strafmaßnahmen werden Sie wahrscheinlich eher das Gegenteil von dem bewirken, was sie erreichen wollen. Wenn Sie auch über eigene Schwächen sprechen können und sich selber als nicht unfehlbar darstellen, können Sie eher ein Vertrauensverhältnis herstellen. Sagen Sie dem Jugendlichen, wie Sie ihn wahrnehmen und zeigen Sie ihm auch Ihre vorhandenen Gefühle (z.B. Sorgen, Ängste, Ärger).

 

Standpunkte klären

Die Einschätzung der Konsumrisiken durch Jugendliche und Erwachsene unterscheidet sich meistens erheblich. Nutzen Sie die verschiedenen Positionen für eine konstruktive und offene Auseinandersetzung zum Thema Genuss und Missbrauch von Drogen (auch den legalen!) und sprechen Sie auch über Ihre eigenen Konsumerfahrungen. Überlegen Sie, wo Sie für sich für die Grenze zwischen Genuss und Missbrauch gezogen haben und versuchen Sie, dies Ihrem Gegenüber zu vermitteln. Regen Sie Jugendliche an, eigene Kriterien zu entwickeln, an denen Sie erkennen können, dass der Cannabiskonsum problematisch ist. Ziel der Auseinandersetzung sollte immer sein, das Verhalten des Jugendlichen kritisch zu betrachten, aber nicht seine ganze Person in Frage zu stellen.

 

Überprüfung von Regeln

Das Heranwachsen von Kindern und Jugendlichen ist mit häufigen Veränderungen bisheriger Regeln des Zusammenlebens verbunden. Nehmen Sie den Cannabiskonsum zum Anlass zu überprüfen, ob die derzeitigen Regeln noch stimmig sind. Hat der Jugendliche zu wenig oder zu viel Freiraum? Werden gemeinsame Vereinbarungen noch eingehalten (z. B. Ausgehzeiten)? Vereinbaren Sie gemeinsam mit dem Jugendlichen neue Verbindlichkeiten, die beide Seiten auch einhalten können und wollen. Seien Sie konsequent.

 

Hilfe und Unterstützung holen

Nicht selten können sich Probleme in der Auseinandersetzung mit dem Konsumverhalten zuspitzen und eskalieren. Manchmal besteht auch die Gefahr des Ignorierens. Scheuen Sie sich nicht, bei offenen Fragen oder starker Verunsicherung frühzeitig den Kontakt zu einer Beratungsstelle oder den Elternkreisen aufzunehmen. Dort erhalten Sie Rat und Unterstützung für die weitere Umgangsweise.