Abhängigkeit


Abhängigkeit oder "Ich bin kein Alkoholiker"

Eine Alkoholabhängigkeit liegt vor, wenn mindestens drei der folgenden Kriterien auftreten:

  • Starker Wunsch oder eine Art Zwang zum Alkoholkonsum
  • Verminderte Kontrollfähigkeit über Beginn, Beendigung und Menge des Alkoholtrinkens, d.h. “Kontrollverlust”
  • Entzugssymptome bei Beendigung oder Reduktion des Konsums (z.B. Zittern, Schweißausbrüche, Unruhe, depressive Verstimmungen, Angstzustände, Übelkeit, Schlafstörungen, Krampfanfälle, Halluzinationen etc.)
  • Toleranzsteigerung des Körpers, d.h. Gewöhnung des Körpers an den Alkohol, so dass immer mehr Alkohol werden muss, um die gleiche Wirkung zu erzielen
  • Fortschreitende Vernachlässigung anderer Interessen und Vergnügen, d.h. mehr Denken und Zeitaufwand bezügl. Konsum und Beschaffung sowie zur Erholung von den Folgen
  • Anhaltender Alkoholkonsum trotz schädlicher Folgen (z.B. Leberschäden, Depressionen, psychosoziale Folgen).

 

Die psychische/seelische Abhängigkeit ist v.a. durch den Kontrollverlust, den zwanghaften Drang und die Zentriertheit des Denkens an den Alkohol gekennzeichnet.
Die physische/körperliche Abhängigkeit erkennt man an der Unfähigkeit zur Abs tinenz, körperlichen Entzugssymptomen und der zunehmenden Alkoholtoleranz mit Steigerung der Trinkmenge.

Es kann eine psychische oder eine physische Abhängigkeit vorliegen häufig aber eine Kombination von beidem.


 

 

Verschiedene Phasen

  • Vorphase (Prodromalphase)
    Gelegentliches Erleichterungstrinken, Erhöhung der Alkoholtoleranz mit Steigerung der Trinkmenge, heimliches Alkoholtrinken, häufiges Denken an Alkohol, Schuldgefühle, Vermeidung von Gesprächen über Alkohol

 

  • Kritische Phase
    (Zeitweiser) Kontrollverlust über die Trinkmenge, Entschuldigungen für das Trinkverhalten, Aggressionen, Ärger mit Partner/Freunden/Arbeitgeber, Einlegen von Zeiten der Alkoholabstinenz (Tage oder Wochen), Fallenlassen von Freunden und anderen Interessen, Selbstmitleid, grundloser Unwille, großspuriges Benehmen, Vernachlässigung der Ernährung, regelmäßiges und auch morgendliches Trinken

 

  • Chronische Phase
    Verlängerte Alkoholräusche, ethischer Abbau und Trinken mit Personen “unter dem eigenen Stand”, körperliche Schäden und die Alkoholtoleranz (Alkoholverträglichkeit) nimmt wieder ab, undefinierbare Ängste, Zittern und psychomotorische Störungen, Zusammenbrüche, ggf. Delirium, Versagen des “Erklärungssystems”

 

 

Behandlungsmöglichkeiten und Nachsorge

Bei der Behandlung von Alkoholmissbrauch oder Abhängigkeit wird von verschiedenen Therapieschritten ausgegangen. Die Behandlung vollzieht sich in den folgenden Phasen: Kontaktaufnahme, Entgiftung, Entwöhnungsbehandlung und Nachsorge .
Die Entgiftung (Alkoholentzug) geschieht bei Vorliegen körperlicher Entzugserscheinungen ambulant zu Hause mit ärztlicher Unterstützung oder stationär im Krankenhaus.
Die weitere Behandlung kann ambulant in Alkoholberatungsstellen, in Tageskliniken oder stationär in spezialisierten Therapieeinrichtungen erfolgen.

Welche Behandlungsform für welche Person zu welchem Zeitpunkt sinnvoll ist, wird gemeinsam mit den Betroffenen geklärt. Um so schwerwiegender die psychosozialen und gesundheitlichen Schäden der Abhängigkeit sind, um so eher ist eine stationäre Entwöhnungsbehandlung nötig. Nach einer ambulanten oder stationären Entwöhnung ist auf jeden Fall eine Nachsorge (Besuche von Selbsthilfegruppen, Teilnahme an therapeutischen Gruppen, Inanspruchnahme von Einzelgesprächen) angezeigt. Die Betroffenen können dadurch bei den alltäglichen Herausforderungen einer „normalen“ nüchternen Lebensgestaltung begleitet und unterstützt werden .

Auf seine Gesundheit zu schauen indem man sich anderen gegenüber gut abgrenzen kann, nein sagen kann ohne sich gleich schuldig zu fühlen, Entscheidungen trifft und Verantwortung übernimmt, kann wieder zu einem hohen Wert für betroffene Menschen werden